Ihre Wunde freut sich auch mal Wasser zu sehen

Sehr erstaunt war ich als ich im Übergabebuch und auf dem Tourenplan den Vermerk las, ich solle den Patient mit einem Ulcus an der Ferse dreißig Minuten vor dem Hausbesuch anrufen, damit er vorher ohne Verband duschen könne. Ich rief nicht an, denn ich wollte die Hintergründe dazu wissen.
Bei meinem Eintreffen, hatte der Patient aber schon geduscht, den alten Verband abgemacht und eine Saugkompresse hingemacht.

Ich fragte ihn nach dem Sinn. Er meinte, der Arzt in der Wundsprechstunde hätte gemeint, die Wunde würde sich freuen auch mal Wasser zu sehen. Ich vereinbarte mit ihm, dass ich nachfrage.

Im Dienstzimmer, rief ich an, der Professor sei in einer OP. Wir vereinbarten, ich schreibe eine Mail.

Hallo,

wir übernehmen die Wundversorgung bei Hr. xxx geb. xx.xx.xxxx

Bei der letzten Wundsprechstunde am 10.04.24 sei ihm geraten worden die Wunde auszuduschen.

Ich sehe das kritisch, da nicht ausgeschlossen werden kann, dass Keime in die Wunde gelangen.

Laut gängiger Praxis sollen Wundspüllösungen immer steril sein. Im Notfall kann man auch Leitungswasser nutzen.

Im Fall von unserem Patienten liegt kein Notfall, sondern eine reguläre Versorgung vor.

https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/Krankenhaushygiene/ThemenAZ/W/Wundreinig.html

Da ich mir nicht sicher bin, ob unser Patient das korrekt verstanden hat, möchte die ich auf diesem Wege nachfragen, ob er die Anordnung so erhalten hat und falls zutreffend, welchem Zweck sie dient.

Freundliche Grüße


Sehr geehrter Herr Pfleger,

vielen Dank für Ihre Nachricht. Ich kann sehr gut verstehen, dass Sie hier noch einmal nachfragen, da mein Vorschlag ohne Verband zu duschen, nicht den Empfehlungen der gängigen Leitlinien entspricht.

Mir geht es in erster Linie darum, dass unser Patient ganz normal ohne Verband duschen kann, um dem Bedürfnis der normalen Körperhygiene nachzukommen. Erst in 2. Linie dient das Duschen der Keimreduktion im Wundbereich. Wie Sie wissen, ist jede Wunde mit zahlreichen Bakterien besiedelt und ich habe in meiner fast 30-jährigen ärztlichen Tätigkeit und mehr als 20 Jahren intensiver Beschäftigung mit chronischen Wunden noch nie erlebt, dass durch das Duschen eine relevante bakterielle Superinfektion mit lokaler oder systemischer Entzündung aufgetreten ist. Ich bin persönlich intensiv bei der Entwicklung von interdisziplinären AWMF-Leitlinienempfehlungen involviert. Natürlich kann das Ausduschen von Wunden mit Leitungswasser nicht allgemeinen empfohlen werden, da niemand weiß wie die hygienischen Verhältnisse bei jedem Patienten zu Hause sind. Im Fall von unserem Patient habe ich allerdings keinerlei Bedenken. Nach dem Duschen sollte die Wunde allerdings z. B. mit Octenisept oder Serasept desinfiziert und dann verbunden werden. Ich würde vorschlagen, dass wir zunächst weiterhin Cutimed Sorbact und Saugkompressen verwenden. Falls die Cutimed Sorbact Wundauflage fest anhaftet, sollte sie mit Wasser oder Spüllösung abgelöst werden, um neu gebildete Hautzellen nicht wieder zu entfernen. Nach weiterer Stabilisierung bzw. Epithelisierung der Wunde kann diese gegebenenfalls auch nachts offen gelassen werden.

Bei meiner Empfehlung handelt es sich nicht um eine ärztliche Anordnung. Den Zweck meiner Empfehlung habe ich oben dargelegt. Wenn unser Patient bezüglich des Duschens ohne Verband Bedenken hat, können wir selbstverständlich bei der üblichen Spülung der Wunde mit steriler Flüssigkeit im Rahmen des Verbandswechsels bleiben.

Nochmals vielen Dank für Ihre Anfrage und die Betreuung unseres Patienten.

Mit freundlichen Grüßen


Sehr geehrter Wundarzt

Beim ersten Hausbesuch am 08.03.24 empfing mich unser Patient mit durchnässtem Wundverband, er war zuvor duschen. Ich wies ihn auf die Infektionsgefahr hin und zeigte ihm und seiner Frau wie sie mit haushaltsüblichen Dingen (Tüte + Frischhaltefolie) einen Nässeschutz selbst herstellen können.

Im Rahmen der Wundversorgung haben wir den betroffenen Fuß mit Octenisept und Kompresse gereinigt, mit anschließender Hautpflege.

Unser Patient ist in seiner Häuslichkeit überwiegend barfuß unterwegs. Die hygienischen Bedingungen würde ich als „normal“ bezeichnen.

Nach einer Abwägung von Nutzen und Risiko werden wir als Pflegeteam unserem Patienten abraten die Wunde mit der Duschbrause auszuduschen.

Freundliche Grüße

Wir haben das im Team besprochen, zeitgleich kam von einem Praxiskollegen eine Mail in der er dringendst vom Ausduschen der Wunde abgeraten hat.
Wir sind offen für neue Vorgehensweisen und probieren auch mal was aus. Jedoch sind uns hier die Risiken zu hoch. Bei einem anderen Patienten, hatten wir eine Pseudomonasinfektion, die nur mühsam behandelt werden konnte und den Heilungserfolg der Wunde sehr verlangsamt hat.

Dem Patient habe ich den Mailverlauf gegeben, er hatte das als Anordnung verstanden und wird sich daran halten die Wunde nicht auszuduschen.

Was denkt ihr? Ausduschen ja/ nein / unter Umständen ja

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Ordentlich was los

Die ersten zwei meiner vier freien Tage habe ich mit MAV-Arbeit verbracht. Zwar nur Vormittags aber hey. Dienst ist Dienst und Frei ist Frei.
Wie ich berichtet habe, bin ich seit dieser Woche stv. Vorsitzender in unserer MAV. Ich hatte mich sowohl zur Wahl des Vorsitzenden als auch zur Wahl des Stellvertretenden aufstellen lassen.
Ich musste für mich wissen wo ich stehe. Bei der MAV-Wahl hatte ich dritthöchsten Stimmen erhalten. Unter den zwei mit den meisten Stimmen waren nicht die Vorsitzende und ihr bisheriger Stellvertreter.
In den letzten Wochen habe ich immer wieder anlassbezogen und sachlich die bisherige Arbeit der MAV (mich eingeschlossen) kritisiert. Wir haben viel zu wenig gemacht und uns zu wenig eingesetzt.
Grundlage für die MAV-Arbeit ist dabei das Mitarbeitervetretungsgesetz (MVG) das ist quasi die Light-Version eines Betriebsrates, aber eben in kirchlichen Einrichtungen.
https://www.kirchenrecht-ekwue.de/mobile/index.html#/document/dokument/html/17244

Am Donnerstag also, mussten wir die Schließung eines Arbeitsbereiches begleiten. Es war mein erstes Mal. Die Nacht davor habe ich schlecht geschlafen, bin lange wach gelegen und war dann nach dem Termin sehr erschöpft. Ich war mit mir und den anderen der MAV nicht ganz zufrieden. Die Person aus dem Führungsebene die die Schließung mitteilte ist ein überheblicher Sackarsch und am liebsten hätte ich ihm das gesagt.

Gestern haben die Vorsitzende und ich eine Teilmitarbeiterversammlung mit den Mitarbeiterinnen eines Arbeitsbereiches abgehalten. Durch mein Verhalten in den letzten Wochen gab es ein paar Spannungen und Unklarheiten zwischen uns. Diese konnten wir im Vorfeld ausräumen. Vor dem Termin haben wir uns abgestimmt in den Fragen die wir stellen wollen. Die Arbeitssituation in dem Bereich ist mangelhaft. Die Räume sind gesundheitsbedenklich und so mussten sie vorübergehend in ein anderes Gebäude umziehen. Die Situation ist für die Mitarbeiterinnen sehr belastend.
Das Gespräch lief sehr gut. Die Kolleginnen hatten einen zweiseitigen Brief vorbereitet in dem sie die Probleme schilderten und ihre Wünsche äußerten. Mit diesen konkreten Angaben konnten wir etwas anfangen. Noch gestern hat die Vorsitzende den Betriebsarzt und die Seelsorge beauftragt Kontakt aufzunehmen. Anfang nächster Woche geht ein Brief von uns an den Vorstand.

Soweit so gut. Der Freitag war insofern gut, weil ich einiges an Spannungen lösen konnte. Dabei half das offene Gespräch.

Donnerstag vor einer Woche, ich telefonierte noch vor dem Haus einer Patientin mit der Betreuerin eines anderen Patienten. Die Versorgungssituation ist schlecht. Die Person ist alleinlebend auf einem Aussiedlerhof mitten im Nichts.
Als ich zum Hausbesuch zur Patientin kam wirkte sie sehr erbost und pflaumte mich direkt an ohne ein Wort der Begrüßung. Meine Erklärung für mein später kommen (20 min später als gewohnt) interessierte sie nicht. So verrichtete ich meine Arbeit und ging. Dieser Hausbesuch ist immer wieder schwierig. Wir bekommen ein sehr schmales Zeitfenster, wann es der Frau passt, dass wir kommen. Regelmäßig kommt es aber vor, dass sie da noch nicht bereit ist und wir unverrichteter Dinge gehen müssen, bzw später wieder kommen. Da sie im Ort und im Landkreis eine sehr bekannte Persönlichkeit ist, hat sich bisher niemand getraut eine Fehlanfahrt abzurechnen.
Ich bin jedoch der Auffassung, dass niemand besser oder schlechter ist als jemand anderst. Alle Menschen sind gleich viel wert und werden gleich gut behandelt.
Als ich, also zwei Tage später kam und sie in ihrem Zeitfenster nicht bereit war, teilte ich ihr mit, dass ich eine Fehlanfahrt berechne (5€). Verdutzt nahm sie es zur Kenntnis und akzeptierte.
Am Montag dann als ich wieder zu ihr kam, bat ich sie um ein Gespräch. Zuerst sah sie keine Veranlassung, willigte dann aber ein als ich bekräftigte, dass es mir wichtig sei. Ich erklärte ihr erneut die Gründe für das später kommen. Ihre Entgegnung war, dass ich ja auch privat hätte telefonieren können. Da sie keine Einsicht zeigte, teilte ich mit, dass ich dann überlegen muss ob ich künftig die Hausbesuche bei ihr ablehne. Sie befand das für gut und so vereinbarten wir, dass ich nicht mehr komme. Mein Vorgehen war mit der Teamleitung abgestimmt.
Erst später wurde der Patientin klar, dass es an den Tagen an denen ich diese Tour fahre, niemand kommt. Meine Kolleginnen reißen sich nicht um diesen Hausbesuch. So ist es zu erklären, dass sie urplötzlich bei einer Kollegin äußerte, dass sie ja gar kein Problem damit habe, wenn ich komme.
Durch die Teamleitung und im persönlichen Gespräch mit der Tochter signalisierte ich Gesprächsbereitschaft. Die Bedingungen: in den Räumen der Einrichtung, im Beisein meiner TL und der Tochter der Patientin, sowie einem Gesprächsprotokoll in dem Vereinbart wird, dass sie ein angemessenes Zeitfenster uns geben, wir wenn nötig Fehlanfahrt abrechnen und sie ihre Anschuldigungen zurücknehmen.
Andernfalls haben wir ja schon eine gute Lösung: ich komme nicht mehr.

Ja und dann sind da noch die Nazis in Deutschland und der Region. Baden Württemberg ist da ein ziemlicher Hotpot was das angeht. Nazis und Schwurbler, die gibt es hier. Gestern Abend haben meine Frau und ich einen Vortrag im Ort zu diesem Thema besucht, den unser Netzwerk gegen Rechts organisiert hat.

Es gibt noch so viel zu tun.

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Ein Leben in Angst

Bei Dienstbeginn bittet mich die stv. Teamleitung bei einer Frau in meinem Tourengebiet ein Beratungsgespräch zu machen. Das bietet sich an, denn ich habe für Mittags bei einem anderen Patienten ein Gespräch geplant. Ich notiere mir die Nummer und den Namen und packe mir die nötigen Formulare und Papiere ein. Gegen zehn Uhr möchte ich anrufen und einen Termin vereinbaren.

Vor meiner Pause rufe ich die Tochter der pflegebedürftigen Frau an. Elf Uhr ist ihr zu knapp, daher vereinbaren wir dreizehn Uhr. Ich schlage Zeit tot in dem ich im Car-Office inmitten der schwäbischen Pampa Pflegeplanungen evaluiere.

Ich fahre zur Adresse. Die Tochter lässt mich rein und nimmt mich zur Seite. „Meine Mutter hat Angst vor Männern.“ Die Mutter, eine nicht wirklich alte Frau, scheint zu schlafen in einem Fernsehsessel. Sie geleitet mich zum Esstisch und bietet mir eine Tasse Kaffee an. Wir kommen ins Gespräch.
Die Mutter hat seit letztem Jahr Juni Pflegegrad vier. Jetzt hat die Kasse angemahnt, weil die Tochter noch keine Beratungsbesuche in Anspruch genommen hat. Sie wusste nicht, dass sie das muss. Ich erkläre bei PG vier müssen wir vier Mal im Jahr kommen. Im Verlauf des Gesprächs, erzählt sie mir ihre Geschichte. Sie sind vor einigen Jahren aus Serbien nach Deutschland geflohen. Der Vater war sehr gewalttätig, überwiegend ihrer Mutter gegenüber. Hier ist sie krank geworden. Sie hat verschiedene chronische Erkrankungen unter anderem Depressionen und Panikattacken. Mir wird bei der Erzählung mulmig zumute. Es tut mir sehr leid das alles zu hören und mehr, dass die zwei Frauen das alles erleben mussten.
Bei der Pflege muss die Tochter alles übernehmen. Sie hat in der benachbarten Bäckerei einen Minijob bekommen. Ich frage, wie sie das mit der Mutter macht. Sie bekäme Beruhigungsmittel und schlafe solange wie sie arbeiten muss. Wenn sie keine Beruhigungsmittel bekäme hätte sie ich wenn sie da sei Panikattacken.
Die Tochter führt mich durch die Wohnung. Sie haben eine barrierefreie Dusche, zum Gehen nutzt die Mutter einen Rollator. Sie gehen jeden Tag kurze Strecken spazieren. Einen Rollstuhl möchte sie nicht. Es gibt ein Schlafzimmer mit einem Ehebett. In diesem schlafen die zwei Frauen. Die Mutter auf der Seite die näher an der Tür ist. Auf der Fensterseite die Tochter. Die Mutter habe Angst in der Nacht, dass jemand zum Fenster einsteigt. Die Tochter erklärt mir, sie schlafe wie ein Hund. „Wie ein Hund?“ „Ja, immer wachsam, falls mit meiner Mutter was ist.“
Anfangs hatte sie auch große Angst vor Männern, aber seit sie in der Bäckerei arbeite, sei es weniger geworden.
Ich lasse mir noch den Medikamentenplan zeigen. Ich bescheinige, dass die Pflege gesichert ist.

Als ich mich verabschiede, biete ich an, dass beim nächsten Mal eine Kollegin kommen kann. Sie lehnt ab. Es sei schon okay, ich könne wieder kommen.

Ich denke auf der Rückfahrt ins Dienstzimmer darüber nach, was mir die Tochter alles erzählt hat. Die Mutter ist noch keine sechzig Jahre alt. Die Tochter noch keine dreißig. Beide haben Angst, dass der Peiniger doch irgendwann herausfindet wo sie sind.

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Der Regenbogen

In den letzten Wochen habe ich mir Gedanken gemacht, wie ich meine Haltung zur aktuellen Situation zum Ausdruck bringen kann.

Wir erleben, dass sehr viele Menschen demonstrieren für den Erhalt der Demokratie und der Menschenrechte. Sie gehen für Vielfalt und Toleranz auf die Straße.

Ich habe mich auch mit dem Gedanken beschäftigt, ob Pflege überhaupt politisch sein darf. Habe mir verschiedene Meinungen angehört und abgewogen. Ein Argument dagegen war, dass wir alle Menschen pflegen (müssen). Das stimmt und das ist ein wichtiger Aspekt. Damit das aber so bleibt brauchen wir die Demokratie, den Dialog und Toleranz.

Privat engagiere ich mich lokal in einem Netzwerk gegen Rechts. Wir treffen uns regelmäßig und diskutieren wie wir dem aufkommenden Faschismus in unserem Land begegnen und planen entsprechende Aktionen.

Ein wunderbares Symbol für Vielfalt, Hoffnung, Frieden und das Bündnis zwischen uns und einer Gottheit ist der Regenbogen.

In der Physik, wenn weißes Licht auf ein Prisma oder Wassertropfen trifft, spaltet es sich in die sichtbaren und nicht sichtbaren Farben des Regenbogens auf. Ein einfacher Effekt, der wann er immer auftritt mich innehalten lässt.

Seit 25 Jahren arbeite ich in der Pflege, habe in verschiedenen Einrichtungen unterschiedliche Pflegemodelle kennengelernt. Das personzentrierte Pflegemodelle von Tom Kitwood entspricht meiner Philosophie am besten. Das Prinzip dieses Pflegemodelle setzt die Pflegebedürftige Person in den Mittelpunkt und alle Angebote werden auf sie ausgerichtet.

In einer Facharbeit zur Arbeit mit Menschen mit Demenz, habe ich den Satz formuliert: „Wenn die Beziehung stimmt, gelingt die Kommunikation.“ Dieser Satz ist die Grundlage meiner Arbeit. Zu jeder Person die auf meine Unterstützung angewiesen ist, baue ich eine Beziehung auf. Beziehung ist die Basis von Vertrauen. Der Mensch der auf uns angewiesen ist, vertraut darauf, dass wir unsere Expertise zu seinem Wohl einsetzen.

Seit letzter Woche trage ich nun den Regenbogen-Anstecker. Das führte dazu (von mir beabsichtigt), dass Patient*innen mich fragten, was der Button bedeutet. So kamen wir ins Gespräch, dass der Regenbogen wie bereits oben erwähnt für die Vielfalt (der Schöpfung) steht. Für mich jeder Mensch gleich viel Wert hat und ich damit ein Zeichen gegen den aufkommenden Faschismus setze. Auch im Dienst.

Abschließend ein paar weiterführende Links die hier in den Kontext passen.

Ein Blog Eintrag von Dr. Michael Blume über den Regenbogen in Physik und Glauben. https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/was-bedeutet-der-regenbogen-in-physik-und-religion/

Ein Post von Sandra Postel der Präsidentin der Pflegekammer NRW auf Facebook. https://www.facebook.com/share/p/3L2pwosh3p7YhA7D/

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Nix zu sehen

Hallo, hier gibt es nix zu sehen, bitte gehen sie weiter zu Mastodon.

https://sueden.social/@Der_Pfleger

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Arbeitsalltag im ambulanten Pflegedienst

Wie bereits erwähnt, habe ich die stationäre Pflege verlassen und arbeite seit anderthalb Jahren ambulant.

Mein Tag beginnt mit de Aufstehen und das recht früh um vier Uhr fünfzehn. Nach der morgendlichen Erleichterung begebe ich mich in die Küche und bereite mir meinen Kaffee vor und mein Vesper für die Pause. Im Winter bereite ich mir noch eine Thermosflasche mit Tee.

Waschen, anziehen und kurze Runde mit den Hunden.

Zeit für den Kaffee und die tagesaktuellen Nachrichten. Die Corona-Zahlen aus der Region gehören dazu.

Rucksack packen. 22 Minuten brauche ich mit dem Rad zum Dienstzimmer, bei besonders fiesem Wetter 10 Minuten mit dem Auto.

Angekommen im Dienstzimmer melde ich mich auf dem Smartphone in Vivendi an. Hier wird auch gleich meine Arbeitszeit erfasst und meine Patienten dargestellt.

Als nächstes werfe ich einen Blick in d Übergabebuch ob es Neuigkeiten vom Abenddienst gibt. Dann sammle ich meine Schlüssel ein und die Medikamentendosettes der Patienten, die diese besser nicht Zuhause liegen haben sollten.

Aktuell gehören etwa dreiundzwanzig Hausbesuche zu meiner Tour. Nach Häufigkeit aufgelistet sind das: Kompressionsstrümpfe anziehen, Medikamente verabreichen, Insulin verabreichen, Große und kleine Körperpflege, Kompressionsverbände, Verbandswechsel, Hilfe bei Ausscheidung,

Der Umfang kann von Tag zu Tag variieren, Am Wochenende ist weniger zu tun wie unter der Woche. Dennoch betreue ich für gewöhnlich die gleichen Patienten. Selten fahre ich mal eine andere Tour.

Irgendwann zwischen neun und zwölf Uhr mache ich Pause. dafür suche ich mir einen ruhigen Platz oder fahre auch mal ins Gemeindehaus zu dem wir einen Schlüssel haben. Da befindet sich auch immer eine saubere Toilette.

Nach dem ich den letzten Patienten abgehakt habe geht es zurück ins Dienstzimmer. Feierabend ist dann wenn ich fertig bin. Mal früher mal später.

Hier hänge ich die Schlüssel zurück, richte falls notwendig noch Medikamente und mache Eintragungen für den Abenddienst. Am letzten Diensttag rufe ich den/die KollegIn an wegen Übergabe.

Ich kann meine Tour gestalten nach meinen Ideen und Absprachen mit den Patienten und ihren und meinen Bedürfnissen.

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Neue Ebene unserer Beziehung erreicht

Seit anderthalb Jahren besuche ich Hansi. Er ist 72 Jahre alt und geschieden. Er lebt alleine. Seine Exfrau wohnt in Bonn und hat die Betreuung für ihn. Wir sind oft der einzige Ansprechpartner.
Die Leistung die wir erbringen umfasst Medikamentengabe, Blutzucker messen und Insulingabe. Wir besuchen ihn zwei Mal täglich.

Beziehung zu den Patienten die ich betreue ist mir wichtig, da es vieles leichter macht. Wichtig ist dabei auch, dass mit einer guten Beziehung auch Vertrauen entsteht. Heute hat unsere Beziehung eine neue Ebene erreicht.

Als ich ins Haus komme, liegt er wie gewohnt noch im Bett. Ich wecke ihn, wir gehen ins Esszimmer. Ich messe den Zucker, bereite das Insulin vor.
Er beugt sich etwas zur Seite, verzieht das Gesicht etwas und ich höre ihn ordentlich donnernd furzen.
In meinem Kopf spielen sich zig unterschiedliche Reaktionen ab.
Ich fordere ihn auf den Bauch frei zu machen. „Ranzenstanzen“ desinfizieren, verabreiche das Insulin und gebe ihm noch abschließend seine Medikamente und etwas zu trinken.

Jetzt ist der Moment gekommen auf seine Aktion zu reagieren.

„Hansi, ich sehe unsere Beziehung hat jetzt eine neue Ebene erreicht.“ Er schaut mich aufmerksam an. „Das finde ich gut. Das ist wie wenn man einen neuen Partner hat, der Furz drückt aber man ziert sich. Eines Tages traut man sich dann doch und ist erstmal peinlich berührt. Irgendwann ist es eine Selbstverständlichkeit. So ist es jetzt bei uns. Wie oft muss ich mir meine Pupse verkneifen. Jetzt ist der Knoten geplatzt. Aber ich muss dich warnen, meine sind sehr leise. Du hörst sie nicht, aber wenn sie dann kommen, beginnen die Augen zu tränen und die Nase wird schmerzen.“

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Viel passiert

2018 habe ich hier den letzten Eintrag gemacht. Das ist lange her. Seither ist viel passiert.

Seit Sommer 2019 arbeite ich in einem ambulanten Pflegedienst in ländlicher Gegend. Das ist schön, da gibt es immer Parkplätze.

Es war etwas gewagt, aber eine Veränderung nach gut 20 Jahren stationäre Pflege war angebracht.

Wie so ein typischer Tag bei mir aussieht werde ich gerne demnächst detailliert beschreiben.

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Im Kalender

Es ein Donnerstag Nachmittag mit feinsommerlichen Temperaturen. Die Menschen sitzen im Park und lassen die Beine im Springbrunnen baumeln. Währenddessen schlurft ein kleiner Pfleger über den Wohnbereich.

Bei Fr. Schlawetinski angekommen:

„Haben sie die Heizung auf VIER stehen?“ frage ich. Sie fühlt sich indertat warm an.

„Joa, die wird aber nicht richtig warm“ antwortet sie etwas enttäuscht.

„Das liegt wohl daran, dass Sommer ist.“

„Ja, im Kalender vielleicht“

„…!“

Ähjoup. Da fehlen mir dann doch die Worte.

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Metoo

Bin ich schon zu spät dran mit meiner Geschichte? Ist der Hype um das #metoo schon rum. Naja es hat sich ja erst zugetragen. Schlimm ist da eher wie meine Kolleginnen reagieren…

Ich habe Nachtdienst auf unserem gerontopsychiatrischen Wohnbereich. Es ist vieruhrdreißig Fr. Fischbach ist bereits wach und linst durch den Türspalt nach draußen. Da ich gerade in der Nähe bin, habe ich es mitbekommen.

„Guten Morgen“ sage ich „Schon ausgeschlafen?
„Ja“ und lächelt mich an.
„Wollen sie nicht nochmal ins Bett gehen?“
„Nein, ich bin wach“

Kurzum und da ich eh nichts zu tun habe, frage ich sie

„Soll ich ihnen helfen beim waschen und anziehen?“

Sie nickt.

Da sie nicht alleine ist im Zimmer, mache ich nur ein kleines Licht an. Sie ist in ihrer Demenz nicht so weit fortgeschritten, aber verwechselt auch schon mal gerne Gegenstände, etwa Klo und Mülleimer, so reicht es aus, dass ich ihr kleine Hilfestellungen gebe und Anweisungen. Nachdem sie sich gewaschen und angezogen hat, begleite ich sie nach draußen. Der Kaffee für den Frühdienst läuft gerade durch und es liegt ein herrlich feines Aroma in der Luft. Plötzlich bleibt sie stehen, sie greift nach meinem Arm und schaut mir tief in die Augen

„Komm mit“ sagt sie
„Wohin?“
„Ins Bett“
„Wie?“ frage ich erstaunt „Sie sind doch eben erst aufgestanden, wollen sie doch wieder schlafen gehen?“
„Nein mit dir“ sie lächelt mich dabei an.

Ups

Just in diesem Moment, kommt Annika aus dem zweiten Stock um Kaffee zu schnorren. Gerettet.

Bei der Übergabe, war das natürlich der Lacher vor dem Herrn. Tja, ist eben auch heute noch so, als Mann muss man sich da geschmeichelt fühlen. Ganz klar.

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